Auf den ersten Blick vermittelt dieses Motto den Eindruck des Unverbindlichen und allzu Harmonischen. Bei genauerem Hinschauen lässt es sich deuten als Aufruf, den Grundwiderspruch unseres gesellschaftlichen Lebens, an dem auch die Grundschule Anteil hat, ins Positive zu wenden.

Es geht um die Bewältigung zweier gegenläufiger Bewegungen: grenzenlose Individualisierung auf der einen Seite - totale Gleichmacherei auf der anderen. Das zweifellos gestärkte Bewusstsein von den Rechten des Einzelnen, von der Gleichberechtigung der unterschiedlichen Lebensformen birgt die Gefahr in sich, dass die individuellen Bedürfnisse bis ins Unerträgliche auf Kosten der anderen ausgereizt werden. Wir brauchen einen verbindlichen Rahmen, der diese uferlose Individualisierung eindämmt, so dass das Persönliche, Abweichende, Phantasievolle als bunte Vielfalt zum Zug kommt.

Diese Eindämmung des ausufernden Individualismus darf aber nicht in Gleichmacherei ausarten. „Gemeinsamkeit“ bedeutet in diesem Sinn verantwortungsbewusstes und solidarisches Handeln, das der Vielfalt und Gemeinsamkeit ihren Spielraum belässt. Die Balance zwischen Vielfalt und Gemeinsamkeit ist die tägliche Leistung der Schule, die Leistung der Lehrenden, die Leistung der Kinder, die Leistung der Eltern, letztlich die Leistung der Gesellschaft.